Falschluft über Drosselklappenwelle

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21.09.21, 20:48:17

Beitragssammler

geändert von: Beitragssammler - 21.09.21, 20:48:43

Hallo Goldwinger,

ich bin seit ein paar Monaten stolzer Besitzer einer 76er GL1000, auch mit all ihren Problemen, die ihr sicher weitaus besser kennt als ich
Die Überschrift verrät schon, worum es geht. Seit ich die GL fahre hat sie das Problem, dass der Leerlauf nicht so richtig wieder runterkommt auf die normale Drehzahl. Sie hängt erst bei ca 1500-2000 Umdrehungen und geht dann irgendwann vielleicht wieder runter auf die normale Leerlaufdrehzahl. Den Off idle fit gemäß Randakk habe ich schon mit ein paar kleineren Düsen in den schwarzen Schläuchen gemacht, besser gesagt versucht. Gebracht hat es nichts. Hab dann den Tipp von jemandem, der auf zig Jahre Goldwingschrauberei und entsprechend viel Erfahrung zurückblicken kann, bekommen, dass meine Gl möglicherweise Falschluft über die Drosselklappen zieht. Ein einfacher Test hat genau dies bestätigt. Ich habe den großen Ansaugstutzen im Luftfiltergehäuse von innen nach Entfernung des Luftfilters mit einem Lappen zugestopft und durch den Schlauch, der vom Luftfilter zum Kurbelgehäuse geht, einfach Dampf (in meinem Fall mit Hilfe einer E-Zigarette) reingeblasen. Und siehe da, durch fast alle Achsen an den Drosselklappen und auch den Achsen der Choke-Klappen kommt der Dampf raus.
Ich spiele schon länger mit dem Gedanken, die Vergaser mit einem Keyster-Satz zu überholen, darf nach 45 Jahren ja mal sein;-) Allerdings wird mir das, so zumindest meine Annahme, nicht viel bringen, wenn weiterhin Falschluft über die Drosselklappen gezogen wird. Die Choke-Achsen sind nach meinem bescheidenen Wissen nicht so entscheidend, ist halt nur ungefilterte Luft. Meine Frage, wie bekomme ich die Drosselklappenachsen wieder dauerhaft Dicht? Der Tipp den ich von einem Kenner bekommen habe, war, bei laufendem Motor Kettensprühfett auf die Gestänge zu sprühen, damit die innenliegenden Filzringe abgedichtet werden. Hat funktioniert, allerdings nur kurze Zeit und nun habe ich wieder das gleiche off idle Problem wie vorher. In diesem Zusammenhang habe ich mir auch schon öfters die Frage gestellt, warum der Off Idle Fit laut Randakk überhaupt sinnvoll ist? Die GLs liefen ja alle mal gut mit der originalen Bedüsung. Warum soll sowas dann nötig sein? Da muss ja was anderes im Argen liegen. Und ich denke, dass es zumindest bei mir die undichten Drosselklappenwellen sind. Kann mir jemand sagen, wie ich die wieder dauerhaft dicht bekomme? Gibt es dafür irgendwo Ersatzteile?
Viele Grüße und ein großes Lob an dieses echt tolle Forum. Hat mir schon hier und da sehr weitergeholfen und ich hoffe, es klappt auch dieses Mal :awg:
22.09.21, 12:00:38

Micha

Hallo Namensvetter und Leidensgenosse :)

komme mit meiner Restauration aus diesem Grund auch nicht weiter......
Springt sofort an, läuft auch akzeptabel, aber Standgas nach Chokeeinzug immer um 2000 ......
Hab schon mehrere Rep.sätze verbaut, hab die Dichtungen teilweise mit Vaseline eingesetzt, bzw. mit Industriefilz neue "gebastelt".....
Werde jetzt alles nochmal komplett auseinandernehmen und sämtliche Filzdichtungen erneuern. Hatte schon gedacht, das es etwa daran liegen könnte, das bei mir vorne 1 und 2 Zyl. 755 B und hinten 755 A verbaut sind..... sah aber eigentlich original aus.....
Hab aber am Wochenende zufällig jemanden getroffen, der auch die Standgasprobleme hat. Nun auch du .........
Scheint also dann ja doch kein Einzelfall zu sein.
Aufgefallen ist mir noch, das wenn man das Gestänge der Klappen (wird über die dicke Feder in der Mitte des Block zurückgedrückt) von Hand ein bisschen weiter drückt, die Drehzahl absinkt.
Auch sind die Drosselklappen nicht 100% dicht (Vergaser gegen Licht gehalten - minimaler Spalt - Klappe/Vergaserwand), denk muss doch aber so sein, wegen der Temperaturschwankungen spiel.... oder liege ich da falsch? Müssen die 100% abschließen?
Ansonsten hätte ich von der Wochenendbekanntschaft eine Adresse zur Vergaseraufarbeitung erhalten.... (schreib PN wenn Interesse). Ich mach jetzt noch einen letzten Versuch, sonst gehen die dorthin......
Erfahrungsberichte/Meinungen zur Drosselklappendichtigkeit werden dankend angenommen...
:awg:
23.09.21, 21:16:21

Beitragssammler

geändert von: Beitragssammler - 23.09.21, 21:17:31

Hallo, Michael. Vielen Dank für deine Antwort. Ich habe nun gerade meine Vergaser auseinander genommen zur Überholung. Werde mich um eine Lösung für diese offensichtlich falschluftziehenden Filzringe bemühen und dann berichten. Wird eine Weile dauern, aber gebe Rückmeldung wie ich es gelöst habe, wenns denn klappt
Viele Grüße :dadr
25.09.21, 12:25:51

Micha

Moin,

hab es jetzt hinbekommen......
Aus dem Netz bestellte Vergaseranlage ( 4x 755 B ) gereinigt, neu bedüst und verbaut....
Siehe da, alles Prima, Standgas bei 1000 einstellbar :D

Keine Ahnung, ob es bei der verbauten an der Kombi A und B lag....
Sah ja eigentlich so recht Original aus :shock: . Ob diese Kombi ab Werk verbaut wurde?

Jedenfalls sind die Filzringe sicher eine Ursache, vielleicht dann noch "Verschleiß" an den Drosselklappen?
Gibt es sowas? Reiben die sich minimal ab? Kommt dann mehr Luft durch - was dann ausreicht die Drehzahl
nicht mehr abfallen zu lassen?
Was ist mit der Feder, verliert mit der Zeit an Spannung? (Wenn man am Gestänge minimal nachhalf, reagierte
die Drehzahl ja.....)
Jedenfalls werde ich die ursprünglich verbauten komplett überholen und beiseitelegen....
:awg:
Schönes Wochenende allen
Gruß Micha
13.10.21, 11:53:12

Beitragssammler

geändert von: Beitragssammler - 13.10.21, 11:54:12

So, hallo!
Ich habe lange gebraucht, aber wollte ja auch nochmal Rückmeldung geben. Vielleicht hilft es dem ein oder anderen irgendwann mal.
Also, habe meine Vergaser komplett auseinander genommen inklusive Plenem, da ich ja an die Drosselklappenfilzringe kommen musste.
Nach Reinigung war natürlich ein neuer Dichtsatz fällig. Meine Düsen sind alle original und sahen OK aus. Habe mir 4 Keyster K-540-Dichtsätze besorgt. Die alleine reichten nicht. Mir fehlten noch die Stopfen in den Vergasern, die Plenummitteldichtung und die Carb-Plenum-Benzindichtringe. Diese Teile habe ich bei Oldwing gekauft.
Nun zum eigentlichen Punkt. Die besagten Filzringe sahen alles andere als gut aus. Es waren zwar noch neue in der Bucht zu bekommen, allerdings schien mir eine Abdichtung mittels passenden O-Ringen sinnvoller, insbesondere weil ich diese Filzringe nicht sehr vertrauenserweckend finde, was deren Fähigkeit angeht, die Welle ordentlich abzudichten. Letztendlich habe ich O-Ringe aus FKM (benzin- und ölbeständig) mit Innendurchmesser 7,5mm und 2,5mm Schnurdicke also Außendurchmesser 12,5mm benutzt. Die sind vom Innendurchmesser etwas kleiner als die Drosselklappenwelle und passten am besten. Als Alternative hatte ich noch welche mit ID 7,6mm x 2,6mm. Die machten im montierten Zustand die Drosselklappenwelle allerdings sehr viel schwergängiger, sodass ich mich am Schluss für die anderen Ringe entschieden habe.
Nun, nachdem dann alles wieder zusammen war, kam die Stunde der Wahrheit: Und sie lief, und das richtig gut. Absolut kein Hängen mehr im mittlerern Drehzahlbereich. Sie läuft auch viel ruhiger, sowohl im Stand als auch beim Konstantfahren. Vorher hatte ich beim Fahren auch immer ein deutliches Konstantfahrruckeln. Alles weg. Synchronisieren muss ich die Vergaser auch noch, aber auch ohne Synchronisation jetzt schon ein Unterschied wie Tag und Nacht.
Da ich nun nicht nur die Drosselklappenwellendichtungen neu gemacht habe, sondern gleichzeitig die kompletten Vergaser gereinigt und neu eingedichtet habe, kann ich jetzt natürlich nicht 100%ig sagen, was vor der ganzen Aktion für das Hängen der Drehzahl verantwortlich war. Drei der Vergaser sahen OK aus, leichte Verschmutzungen, einer sah übelst aus. Die Dichtung kam mir in 1000 Einzelstücken entgegen. Das hierdurch vielleicht was zusaß ist vielleicht auch nicht unwahrscheinlich. Ich habe beim Zusammenbau dieses Vergasers festgestellt, dass eine der Schrauben nicht mehr packte, da das Gewinde dull gedreht war. Dieser Vergaser sah auch vorher schon von außen immer irgendwie etwas siffig aus, wohl bedingt durch ganz langsam austretendes Benzin. Also größer gebohrt und mit M5 Gewindebohrer nachgeschnitten.
Von Langzeiterfahrungen, was die O-Ringabdichtung der Drosselklappenwell betrifft, kann ich jetzt natürlich noch nicht berichten, aber ich bin zuversichtlich.
In diesem Sinne...
Micha1980

13.10.21, 19:01:23

Dr.Goldwing

:gluckwunsch :goodjob
da hat sich die viele Arbeit doch gelohnt.
wenn eine Wing so richtig schön am Gas hängt, und auch macht was der Fahrer sich wünscht. :habwill:

Gruß, und :awg: sagt der Doc
10.01.22, 13:00:04

Beitragssammler

geändert von: Beitragssammler - 10.01.22, 13:00:26

Hallo Micha1980,

Glückwunsch!

Hast du die Choke-Welle so gelassen wie sie war und nur die Drosselklappenwellen abgedichtet?

Bei mir ist die Choke-Welle ebenfalls sehr undicht, aber ist ja noch auf der Frischluftseite, also ungefilerte Luft...

Danke und Grüße,

Faxe
17.01.22, 09:09:49

Beitragssammler

Hallo Faxe,

es kommt für einen sauberen Lauf ja nur darauf an, dass das Verhältnis zwischen Benzin und Luft immer passt hinter der Drosselklappe zum Zylinder hin. Die Falschluft, die an der Drosselklappenwelle unkontrolliert reinkommt führt zu einem zu mageren Gemisch, was dann die Probleme verursachen kann. Falschluft über die Chokewelle ist zwar auch nicht gerade erwünscht, aber sie verändert nicht die Zusammensetzung des Benzin-Luft-Gemisches, ist daher meiner Meinung nach unkritisch.
Ich habe nichts weiter an der Choke-Welle gemacht.

Viele Grüße
Michael
 
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